Leitfaden zur Szenarioanalyse für Klimarisiken veröffentlicht

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Das NGFS hat am 24.06.2020 seinen Leitfaden „Guide to climate scenario analysis for central banks and supervisors“ veröffentlicht. Dieser an Zentralbanken und Aufsichtsbehörden gerichtete Leitfaden beinhaltet insbesondere Ausführungen zu den folgenden Bereichen:

  • Identifikation von Zielen, materiellen Risiken und Interessengruppen
  • Entwürfe zu Szenarien
  • Abschätzung wirtschaftlicher Auswirkungen
  • Abschätzung finanzieller Risiken
  • Kommunikation und Nutzung der Ergebnisse

Hintergrund der Entwicklung dieses ersten Leitfadens zur Analyse von Klimaszenarien für Zentralbanken und Aufsichtsbehörden ist insbesondere der signifikante Einfluss des Klimawandels auf das Finanzsystem und die Finanzinstitute. Zudem können Klimarisiken u.a. aufgrund der Unsicherheit über zukünftige Ereignisse nur schwer mit Hilfe von Standardmethoden der Risikomodellierung bewertet werden. Die Szenarioanalyse bietet hierzu einen flexiblen methodischen Rahmen, der für die Einschätzung der Risiken aus verschiedenen möglichen Zukunftsszenarien besser geeignet ist.

Der veröffentlichte Leitfaden enthält praktische Ratschläge zur Verwendung der Szenarioanalyse zur Bewertung von Klimarisiken für die Wirtschaft und das Finanzsystem. Er basiert auf den ersten Erfahrungen von NGFS-Mitgliedern und Beobachtern und zielt darauf ab, die Diskussion über die verwendeten Methoden voranzubringen. Dabei zeigt er einen methodischen und systematischen Weg auf, um ESG Risiken als Unternehmen anzugehen.

Der Leitfaden sieht einen vierstufigen Prozess mit den folgenden vier Schritten vor.

  • Schritt 1: Identifizierung der bedrohten Objekte inklusive Risikokategorie
  • Schritt 2: Auswahl der Klimaszenarien
  • Schritt 3: Abschätzung der wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen
  • Schritt 4: Kommunikation und Nutzung der Ergebnisse

Er soll im Zeitverlauf mit zunehmender Erfahrung mit der Verwendung von Szenarien zur Bewertung von Klimarisiken weiterentwickelt werden. Hierzu sollen künftig weitere Erkenntnisse aus den praktischen Erfahrungen von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden genutzt werden.

Details zu den vorgeschlagenen Szenarien wurden zeitgleich in einem separaten Papier „NGFS Climate Scenarios for central banks and supervisors“ veröffentlicht.

Die Szenarien wurden in Zusammenarbeit mit einem akademischen Konsortium über einen Zeitraum von 6 Monaten erarbeitet.

Die NGFS-Klimaszenarien untersuchen die Auswirkungen des Klimawandels und der Klimapolitik mit dem Ziel, einen gemeinsamen Bezugsrahmen zu schaffen. Dabei deckt das Rahmenwerk die folgenden drei möglichen Handlungsoptionen ab:

  • „Orderly“: Frühzeitige, ehrgeizige Maßnahmen für eine Netto-Null-CO2-Emissions-Wirtschaft;
  • „Disorderly“: Spätes, disruptives, plötzliches oder unerwartetes Handeln;
  • „Hot-House-World“: Begrenztes Handeln, das zu einer Treibhauswelt mit erheblicher globaler Erwärmung und einer stark erhöhten Anfälligkeit gegenüber physischen Risiken führt.

Die Dimensionen „Orderly“ und „Disorderly“ untersuchen die Transition für eine limitierte globale Erwärmung von unter 2°C. Das „Hot House World“ Szenario führt zu schwerwiegenden physischen Risiken. Für jede Dimension wurden fünf alternative Szenarien erstellt, um verschiedene Annahmen zu untersuchen, wie z.B. unterschiedliche Temperaturziele, politische Reaktionen und Technologiepfade.

Bei der Erstellung des Rahmenwerks zur Risikomodellierung wurden insbesondere zur Untersuchung von Transitionsrisiken, Physischen Risiken und Wirtschaftlichen Auswirkungen diverse Szenarien mit unterschiedlichen zugrundeliegenden Annahmen betrachtet und ausgewertet.

Die hieraus entwickelten Szenarien sollen nun von Finanzinstituten und Aufsichtsbehörden als Grundlage für die Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken eingesetzt und in der Folge weiterentwickelt werden.

Die durchgeführten Untersuchungen zeigten auch Zusammenhänge zur aktuellen Pandemie. So hat COVID-19 weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit, Wirtschaft, öffentliche Politik und die weitere Analyse von Klimaszenarien.

Die in den beiden Publikationen beschriebenen Szenarien können als Ausgangspunkt für die instituts-individuelle Berücksichtigung von ESG Risiken im Rahmen des Risikomanagements dienen. Die Implementierung führt zu einem umfassenden Handlungsbedarf. So müssen Strategien (weiter-)entwickelt und bestehende Modelle und Szenarien überprüft, angepasst und gegebenenfalls erweitert werden. Des Weiteren muss die vorhandene und notwendige Datenbasis institutsindividuelle untersucht werden, um mögliche GAPs rechtzeitig zu erkennen und schließen zu können.

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