Der lang erwartete Klimarisiken-Stresstest der Europäischen Aufsicht wurde offiziell mit der Veröffentlichung der Makrofinanziellen Szenarien durch die EZB gestartet (Link zum Stresstest). Es handelt sich um keinen Gesamtbank-Stresstest, sondern um einen spezifischen, welcher die Effekten der Klimarisiken auf die Resilienz der Banken beleuchten sollte. Die Ergebnisse werden im Juli 2022 veröffentlicht und keine Auswirkung auf die Kapitalanforderungen der Banken haben, wohl aber in der qualitativen Auswertung des SREP Scores berücksichtigt.
Methodologie
Der Stresstest wird von März 2022 bis Juli 2022 in Phasen durchgeführt.
In Phase 1 Datenerhebung müssen die Banken die von der EZB vorgegebenen Formulare ausfüllen und einreichen. Diese umfassen 11 Excel-Templates und sind in 3 Module aufgeteilt:
- Im Modul 1 wird ein Fragebogen zur qualitativen Auswertung des Stresstest-Rahmenwerks hinsichtlich Klimarisiken erhoben. Der Fragebogen umfasst 11 Blöcke, die sich auf den internen Stresstest-Rahmen des Instituts (Risikogovernance, Appetit, Methodologie, ICAAP, Audit usw.) beziehen. Der letzte Block betrifft Annahmen, die die Bank im Zusammenhang mit dem Klimarisiko-Stresstest 2022 entwickelt hat.
- Modul 2 beinhaltet zwei Klimarisikokennzahlen: Zins-, Gebühren- und Provisionserträge aus treibhausgasintensiven Branchen und finanzierte Treibhausgasemissionen (Scope 1, 2 und 3). Sie sollen die analytischen und datenbezogenen Fähigkeiten der Banken zum Klimarisiko abbilden, in dem sie die Empfindlichkeit der Erträge gegenüber dem Transitionsrisiko, die Engagements in kohlenstoffintensiven Branchen und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells aufzeigen.
- In Modul 3 Bottom-up-Stresstest-Projektionen werden die Auswirkungen des Transitionsrisikos und der physischen Risiken als die wichtigsten Risikotreiber auf das Kredit- und Marktrisiko unter langfristigen (30 Jahre) und kurzfristigen (1 bis 3 Jahre) Szenarien gerechnet, wobei nicht alle Risikoübertragungskanäle berücksichtigt werden. Bei der Bewertung der kurzfristigen Effekte wird eine statische Bilanz und für die langfristige Sicht eine dynamische Bilanz angenommen. Die Banken sollen projizieren, wie sich ihre Bilanz in jedem der Szenarien für die Jahre 2030, 2040 und 2050 verändern wird. Die Haupt-Parameter sollen in jedem Szenario und für jeden Zeitschritt gemeldet werden. Die wichtigsten strategischen Überlegungen, die den Reallokationsentscheidungen im Portfolio zugrunde liegen, werden qualitativ erfasst. Zusätzlich untersucht die EZB das operationelle und Reputationsrisiko anhand eines qualitativen Fragebogens.
Alle Banken, die den Modulen 1 und 2 unterliegen, müssen in den Vorlagen für Modul 3 auch die Ausgangsdaten angeben. Bei Banken, denen eine Befreiung von der Verpflichtung zur Vorlage eigener Bottom-up-Projektionen gewährt wurde, wird die EZB die Projektionen selbst berechnen.
In der Phase 2 Qualitätssicherung wird die EZB die von den Banken eingereichten Informationen analysieren. Das Ziel ist sicherzustellen, dass die eingereichten Daten:
- von zufriedenstellender Qualität sind
- die methodologischen Anforderungen der EZB erfüllen und
- umfassende und zuverlässige Ergebnisse für die vorgeschriebenen Annahmen und Szenarien liefern
Eine zusätzliche Qualitätssicherung wird durch einen Vergleich mit Benchmark-Daten anderer Banken vorgenommen.
Szenarien
Die Szenarien beruhen weitgehend auf dem Modell des Network for Greening the Financial System (NGFS). Das Transitionsrisiko wird langfristig und kurzfristig modelliert, während das physische Risiko eine sofortige Auswirkung hat. Die Ergebnisse der Szenario-Berechnungen werden in Modul 3 der Templates ausgewiesen.
Die Ergebnisse aus diesem Stresstest werden wichtige Erkenntnisse zur Messung und Steuerung der Klimarisiken für die Banken, die Aufsicht und anderen Stakeholder liefern. Das Ziel ist nicht den Stresstest zu bestehen, sondern Schwachstellen, Herausforderungen und Best Practices der Banken in Management der Klimarisiken identifizieren zu können. Im Rahmen des aufsichtlichen Dialogs während der Qualitätssicherungsphase sollen die Erwartungen der Aufsicht und die Bankenpraxis übereinandergelegt werden.
Auch kleinere Banken, die nicht direkt der EZB-Aufsicht unterliegen, sollen sich mit dem Klimarisiko-Stresstest auseinandersetzten, damit sie frühzeitig die Erwartungen der nationalen Aufsicht erkennen können. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die BaFin nächstes Jahr auch eine Klimarisiko-Stresstest durchführt.
Wir begleiten unsere Kundinnen und Kunden seit vielen Jahren erfolgreich bei der Analyse und dem Management aufsichtlicher Veränderungen. Gerne unterstützen wir Sie bei der Bewertung der Auswirkungen aus den Änderungen der Vorgaben zum Stresstesting und deren Implementierung. Sprechen Sie uns gerne an!
Dringlichkeit
Umsetzungsaufwand
Auswirkungen